Lea Grave
BORKEN/RAMSDORF. Wie kann man ausgebildete Pflegekräfte für den Beruf zurückgewinnen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Lea Grave im Rahmen ihrer Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. "Hintergrund ist natürlich der hinlänglich bekannte Fachkräftemangel in unserem Beruf", sagt die 26-Jährige, die bei der Caritas Pflege & Gesundheit beschäftigt ist. Sie sieht neben der Ausbildung junger Menschen für die Pflegeberufe ein großes Potential bei denjenigen, die wegen Geburt, Familienphase oder anderen Motiven zwischenzeitlich ihren Beruf nicht ausübten.
Viel zu wenige von denen kommen zurück in die Pflege. Dafür gebe es verschiedene Gründe, so Lea Grave. Zum einen sei das negative Bild hinderlich, das in der Öffentlichkeit über die Pflege gezeichnet werde. Zum anderen treibe pausierende Pfleger, Krankenschwestern und Altenpflegerinnen häufig die Sorge um, in der Zwischenzeit nicht mehr den Anforderungen genügen zu können, weil sie möglicherweise Dinge verlernt oder Neuerungen nicht mitbekommen haben.
Dem "schiefen" Bild von der Pflege tritt die Ramsdorferin sehr energisch und überzeugend in Worten entgegen. Für das zweite Problem hat sie eine ganz praktische Lösung entwickelt: Einen Kursus, mit dem potentielle Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger ihr Wissen über die ambulante Pflege auffrischen können und Hemmschwellen abgebaut werden sollen.
"Der Kursus findet an drei Vormittagen statt, dann haben insbesondere Mütter am besten Zeit. Ich habe zudem mehrere Referenten gewinnen können, die bei der Schulung der Wiedereinsteiger helfen. In einem Modul erläutert unsere Caritas-Pflegewerkstatt technische Dinge, bestimmte Griffe oder auch einige Neuerungen. Immer wichtiger wird die palliative Versorgung. Auch die ist Gegenstand eines Vormittages. Und auch zur Wundversorgung gibt es eine Auffrischung", erklärt die 26-Jährige.
Ein weiterer Baustein sei die Digitalisierung. "Früher wurden unsere Touren zu den Patientinnen und Patienten auf Papier erfasst. Heute hat diese Funktion das Smartphone übernommen. Darin sind die Aufgaben abrufbar und können die Leistungen eingegeben werden", so die examinierte Altenpflegerin.
Der erste Kursus für potenzielle Berufsrückkehrerinnen findet vom 13. bis 15. Juni statt. Aktuell laufe die Werbung dafür an, so Lea Grave, die gespannt auf die Resonanz ist. Ihr Konzept und dessen Erfolg dokumentiert sie in einer Projektarbeit, die mit einer kleinen Bachelor-Arbeit vergleichbar und ein prüfungsrelevantes Element ihrer Zusatzausbildung ist. Das allein ist aber nicht ihr Antrieb. "Es wäre schön, wenn sich mein Konzept direkt in der Praxis nutzen ließe und etliche Frauen und Männer dadurch den Weg zurück in unseren Beruf fänden", sagt die Ramsdorferin.