Jasmin Peil kennt die Tücken des Finanzmarktes im Internet - auch die Möglichkeiten, Geschäfte schnell über eine App abwickeln zu können.Foto: Julia Lörcks / Caritasverband Kleve
Bistum Münster (cpm). Die Verlockung ist groß, die Hemmschwelle niedrig - Jasmin Peil von der Schuldnerberatung der Caritas in Kleve kennt die Gründe, warum Schulden immer mehr auch für junge Menschen ein Thema sind. Nicht nur aus den Gesprächen mit ihnen in der Beratung, auch aus vielen Projekten, die sie seit einigen Jahren in Schulen initiiert. "Ich erlebe, wie sehr Jugendliche dem Konsumdruck ausgeliefert sind und wie leicht es für sie ist, Geld auszugeben." Gerade bei den Möglichkeiten über das Internet zu kaufen, Geschäfte digital abzuwickeln und auf dem Finanzmarkt zu investieren, lauerten viele Gefahren.
"Die jungen Menschen sind über Social Media heute einem dauerhaften Werbedruck ausgeliefert", sagt Peil. "Zudem schaffen Finfluencerinnen und Finfluencer einen stetigen Anreiz, Geld gewinnbringend anzulegen." Diese Finanzfachleute in den sozialen Netzwerken spielen eine wachsende Rolle. Neben Angeboten, die Wissen über Finanzierungen und Motivation zum Sparen vermitteln, gibt es auch unseriöse Inhalte. Hinzu kommt: Was früher mit großem Aufwand verbunden gewesen ist, wird dann zur schnellen Aktion auf dem Display. Kaum Gebühren, große Gewinnversprechen, reduzierte Informationen - die Schuldnerberaterin weiß, dass nicht wenige schnell ein Aktienpaket erwerben, wofür sie bei weitem nicht ausreichend Kenntnis vom Markt haben. "Die Gefahr, unseriösen Angeboten zu erliegen, ist groß, wenn sie mit wenig Wissen agieren."
Das Thema Aufklärung steht bei ihren Angeboten deshalb im Mittelpunkt, wenn sie seit vielen Jahren mit Jugendlichen über deren Konsumverhalten spricht. Das passt zum Motto der diesjährigen Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung "Beste Investition Finanzbildung - Wenn aus Minus Plus wird" vom 2. bis zum 6. Juni. Im Blickpunkt: Wissensvermittlung in einer zunehmend komplexen Finanzwelt, die gerade auch Menschen mit geringen finanziellen Möglichkeiten überfordern kann.
"Gute Finanzbildung kann Überschuldung vorbeugen oder erneute Überschuldung verhindern", unterstreicht Ludger Schulten das, zuständiger Referent beim Caritasverband für die Diözese Münster. "Junge Menschen müssen frühzeitig mit speziell erstellten Angeboten und Materialien im richtigen Umgang mit ihren Finanzen geschult werden, um das Risiko zu verringern, in eine Verschuldungsfalle zu geraten." Er fordert von der Politik dafür ein stärkeres Engagement. Denn am Ende sei das eine Win-Win-Situation. "Wenn im Umgang mit Geld durch Hintergrundwissen Schulden vermieden werden, können sozialer Abstieg verhindert und staatliche Sozialleistungen verringert werden."
Die sozialen Schuldnerberatungsstellen der Freien Wohlfahrtspflege und der Verbraucherzentralen wollen mit ihrer Aktionswoche diese Arbeit ihrer Angebote stärken. Neben finanzieller Unterstützung ihrer präventiven Angebote soll die Vermittlung finanzieller Kompetenz in allen Lebensbereichen, etwa in Schulen und Lehrerfortbildungen, strukturell verankert werden. "Wir fordern die Politik auf, entsprechende Programme zu finanzieren", sagt Schulten. "Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit solcher Präventionsangebote werden von niemandem in Frage gestellt."
Wie gehe ich gut mit Geld um? Wie erkenne ich Schuldenfallen? Und wem kann ich beim Thema "Finanzen" wirklich vertrauen? Mit diesen Fragen geht Jasmin Peil in der Aktionswoche in das Berufskolleg Kleve. Sie weiß, dass sie dort wieder auf offene Ohren treffen wird. "Junge Menschen haben ein hohes Interesse an Finanzfragen und wollen meist verantwortungsvoll mit ihrem Geld umgehen." Das sei auch das Ergebnis einer Jugendstudie des Bundesverbandes deutscher Banken im Jahr 2024. Deswegen sei es wichtig, schon im jugendlichen Alter die Grundlage für einen reflektierten Umgang mit Geld zu schaffen. "Schon früh über Taschengeld, Konsum und Werbung zu sprechen, ist eine wichtige Vorbereitung auf das spätere Leben - denn Finanzbildung beginnt nicht erst beim ersten Gehalt."
Im Bistum Münster gibt es derzeit 13 Vollzeitstellen in Schuldner- und Insolvenzberatungen bei elf Trägern. Neben fehlendem Wissen im Umgang mit Finanzen erleben die Berater in erster Linie persönlich nicht beeinflussbare und unvorhersehbare Ereignisse als Gründe für Überschuldung. So sind Arbeitslosigkeit, Gesundheitsprobleme, Trennung oder Altersarmut vorrangig ursächlich für Überschuldung.
016-2025 (mib) 28. Mai 2025