Den Auftakt machte Timo Plaß von "PariSozial Münsterland" aus Ahaus, der als Gast zum Thema "Gegen gewaltbereiten Salafismus - Wegweiser Beratungsstelle - Was ist das? Was hat sie zu bieten?" referierte und die wichtige Präventionsarbeit hierzu in den Kreisen Borken und Coesfeld darstellte, mehr Informationen hier.
Danach schilderten die Sprachkursträger ihre Nöte. Es ist während der Schließung sehr viel wertvolle Zeit für die Integration von Zugewanderten verloren gegangen. Trotz der Lockerungen oder gerade wegen ihnen, sind die jetzigen Herausforderungen immens. Christian Kania vom Bildungsträger Geba brachte es auf den Punkt: "Es war vergleichsweise leicht, den Lockdown durchzuführen, umso schwieriger gestaltet sich das Hochfahren der Angebote." Man könne nicht einfach da fortfahren, wo vor Monaten plötzlich Schluss war. Dies bestätigten Elisabeth Schmeinck von der VHS Bocholt wie auch Iris Schlautmann. Dennoch sollen die Integrations- und Sprachkurse, obwohl kaum verantwortlich umsetzbar, in Kürze starten, das fordert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Viele zugewanderte Menschen benötigen weiterhin dringend Unterstützung, aber auch die Beratungsstellen arbeiten derzeit aus der Not heraus eingeschränkt. Das vormals wichtige Prinzip der niederschwelligen Angebote ist derzeit nicht durchführbar. Statt offener Sprechstunden müssen Termine vereinbart, Anfragen per Telefon, Whatsapp oder E-Mail bedient werden. Nicht alle Klientinnen und Klienten sind in der Lage hierzu. Die Einzelfallberatung ist aufgrund der Hygiene-Vorschriften zudem sehr eingeschränkt möglich. In großen Teilen funktioniere die technische Vorgehensweise aber, so Alicja Szkrabinski von der Beratungsstelle für erwachsene Zuwanderer der Caritas Borken, auch die Anfragen stiegen kontinuierlich an.
Das vorletzte "reale" Treffen im Dezember 2019 in der VHS Bocholt
Vor allem die geplanten großen Veranstaltungen sind ein Problem und nicht bzw. kaum mehr in ihrer ursprünglichen Form durchführbar. Die Netzwerkmitglieder haben viele davon abgesagt oder, wo es ging, diese digital umgestaltet oder angepasst. Das ging für das angedachte 14. kreisweite Fußball-Integrationsturnier naturgemäß nicht, berichtete Renić. Der Integrationsbeauftragte der Stadt Gronau, Ahmet Sezer, berichtete von vielen angedachten und angepassten Kultur- und Kunst-Aktivitäten in der Stadt, ebenso wie Andrea Dingslaken, seine Kollegin aus Vreden. Jan Meller von der DRK-Integrationsagentur Gronau berichtete über seine Arbeit mit Ehrenamtlichen, die froh sind, dass sie sich wieder "real" engagieren können.
Bei einer bloßen Bestandsaufnahme sollte es bei der Konferenz natürlich nicht bleiben. Die lösungsorientierten Fragen zu den benannten Einschränkungen wurden in drei virtuellen Arbeitskreisen thematisiert, die beim 1. virtuellen Treffen als Herausforderungen benannt wurden. Der erste Kreis behandelte unter Leitung von Julia Hoffmann vom Kreissportbund, den Einsatz von digitaler Technik als innovatives und alternatives Format. Den zweiten Kreis leitete Jan Meller im Bereich der möglichen künftigen Arbeitsabläufe. Den dritten Bereich verantworteten Elisabeth Schmeinck und Torsten Henseler vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Borken, wo es um die psychosoziale Unterstützung der Zielgruppe nach dem abrupten Lockdown und den möglichen Folgen für die künftige Arbeit daraus ging. Aus den gesammelten Ergebnissen wird eine lösungsorientierte Aufgabenplanung in einzelnen Teams erstellt und bearbeitet und nach Lösungen gesucht werden.
Engagiert vom Netzwerk, stellte als zweiter Gast, Carsten Bacher sein Konzept als Medienfachmann das geplante Netzwerkprojekt "Zusammen wachsen. Zusammen leben. Bei uns im Kreis Borken. Von der ersten Orientierung bis zur gelebten Integration" im virtuellen Plenum vor. Das Netzwerk will gelebte Integration mit den Akteuren und ihren vielfältigen Aktivitäten als Videoprojekt im Rahmen der Interkulturellen Woche 2020 präsentieren. In spannenden und vielfältigen Videoclips in Form von Interviews, Reportagen, Kurzgeschichten, Berichten aus Sport, Kultur und Veranstaltungen etc. soll das vielfältige Leben mit einzelnen Clips und einem Gesamtfilm im Kreis Borken festgehalten werden. Hierzu erhalten zudem der Landrat sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus allen 17 Kommunen die Gelegenheit, sich zum Zusammenleben zu äußern.
Abschließend dankten Marijan Renić und Iris Schlautmann dem Orga-Team und allen Teilnehmenden für ihr hohes Engagement. Das Netzwerk wächst weiter, stellt sich den Herausforderungen, ist höchst aktiv und so wurde die Einladung im September von Ahmet Sezer im Haus der Begegnung in Gronau Treffen freudig angenommen. Notgedrungen wäre aber auch eine 3. virtuelle Konferenz mit den beachtlichen Kompetenzen und Ressourcen des Netzwerks in Eigenregie problemlos möglich. Real wäre natürlich besser!