Münster (cpm). Zahlen allein sind es nicht, die Anpassungen in der Altenpflege erfordern. Viele Faktoren geben den Anstoß für die Caritas in der Diözese Münster, die absehbar notwendigen Veränderungen in den Blick zu nehmen. Am Dienstagnachmittag startete das Projekt "OPAL - Personal- und Organisationsentwicklung in der stationären Altenhilfe im Bistum Münster". Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann freute sich, dass zu Beginn gleich 40 Einrichtungen in katholischer Trägerschaft dabei sein wollen.
Die Altenhilfe erlebt einen Umbruch durch eine immer differenziertere Versorgung, den Einzug neuer Technik und steigende Ansprüche an die Fachlichkeit. Gleichzeitig leben immer mehr und immer schwerer pflegebedürftige alte Menschen in den Altenheimen. Fach- und Hilfskräfte für die Pflege zu finden, erweist sich als zunehmend schwierig.
Umgesetzt werden müssen in Zukunft zudem gesetzliche Vorgaben zur Personalbemessung. "Wir wollen unsere Träger rechtzeitig darin begleiten und das Verfahren in der Praxis erproben", erklärte Kessmann. Gute Erfahrungen habe der Diözesancaritasverband Münster in der Vergangenheit damit gemacht, vorausschauend die Entwicklung neuer Vorgaben mitzugestalten. Im Projekt "Ergebnisqualität Münster" sei die vor wenigen Jahren bundesweit eingeführte Qualitätsmessung in der Altenpflege zusammen mit Dr. Klaus Wingenfeld von der Universität Bielefeld erprobt worden. Die habe den ungeliebten "Pflege-TÜV" ersetzt.
Das Projekt OPAL begleitet Dr. Klaus Wingenfeld als Mitglied im Beirat. Für ihn stellten sich die Fragen, wie die vorhandene Fachlichkeit heute schon genutzt werde, um auf die neuen Entwicklungen zu reagieren, und "ob die Mitarbeitenden so arbeiten können, wie sie sich das vorstellen?" Die lange Liste an Anforderungen und Aufgaben an sie funktioniere nicht ohne eine systematische Aufgabenverteilung zwischen Pflege- und Assistenzkräften sowie der Hauswirtschaft, die immer mehr an Bedeutung gewinne.
Mehr Mitarbeitende allein könnten nicht sicherstellen, dass sich die Pflegequalität verbessert, erklärte Raffael Käsch, der das Projekt koordiniert: "Wenn wir sie denn überhaupt hätten oder bekommen könnten". Es gehe vielmehr darum, die Rolle von Fachkräften und Assistenzpersonal neu zu definieren. Verstärkt müssten die Kompetenzen der Fachkräfte genutzt werden, um zu planen, anzuleiten, zu beaufsichtigen und zu delegieren. Sowohl sie als auch die Assistenzkräfte müssten dafür entsprechend ausgebildet werden. Bewusst müsse dabei sein: "Wir können nur mit denen arbeiten, die heute da sind", wies Käsch den Weg zu einer Umorganisation auf, die schon heute in den einzelnen Einrichtungen möglich sei. Wegen der Vielzahl der Interessenten sind drei Durchgänge geplant, insgesamt ist das Projekt auf vier Jahre angelegt.
037-2022 (hgw) 7. April 2022