Münster (cpm). Über 100.000 Menschen sei in NRW zwischen Mai und Juni der Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit gelungen - so zeigt es die offizielle Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Doch nur gut ein Drittel dieser Arbeitslosen hat tatsächlich eine bezahlte Beschäftigung aufgenommen; 64 Prozent fallen aus anderen Gründen aus der Statistik heraus. Sie zählen nicht mehr als arbeitslos, weil sie beispielsweise aufgrund von Krankheit, Erziehungs- oder Pflegezeiten für das Arbeitsamt vorübergehend nicht verfügbar sind. Der neue Arbeitslosenreport der Wohlfahrtsverbände in NRW macht das deutlich. "Die offizielle Statistik beschönigt Arbeitslosenzahlen, gesellschaftliche Realitäten werden verfehlt", kritisiert Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. 930.363 Menschen waren laut Arbeitslosenreport im Juli in NRW unterbeschäftigt. "Diese Zahl der Unterbeschäftigten ist genauer, weil in ihr auch alle mitgezählt werden, die faktisch arbeitslos sind, aber in der offiziellen Statistik nicht auftauchen", sagt Kessmann.
Männern und jungen Menschen unter 25 Jahren gelingt es deutlich besser, aus der Arbeitslosigkeit heraus in Erwerbsarbeit zu kommen als Langzeitarbeitslosen, Schwerbehinderten, älteren Menschen, Alleinerziehenden und Frauen. "Diese Fakten sind Fachleuten längst bekannt", so Kessmann. Doch es zeige sich, dass immer noch zu wenig getan werde. "Es ist notwendig, die arbeitslosen Menschen individuell zu fördern und das Coaching arbeitsloser Menschen zu verbessern, um passgenau auf Schwierigkeiten eingehen und Unterstützungsbedarfe anbieten zu können."
Menschen, die noch nicht lange arbeitslos sind, gelten bis zu 12 Monate als arbeitsmarktnah. Viele beziehen Leistungen nach dem SGB III. Ihnen gelingt es laut Statistik deutlich häufiger, aus der Arbeitslosigkeit wieder in die Erwerbstätigkeit zu gelangen, als den länger arbeitslosen Menschen. Die Caritas fordert deshalb auch den deutlichen Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung, die für viele dieser Personen die einzig realistische Chance zur Teilhabe am Arbeitsmarkt ist. Insgesamt bewegen sich die Abgänge aus Arbeitslosigkeit im Einzugsbereich des Bistums Münster nur beim Kreis Coesfeld mit 13,7 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 11,8 Prozent. Einen Ausreißer nach unten stellt dabei der Kreis Kleve dar, der lediglich eine einstellige Abgangsrate von 7,9 Prozent aufweist.
Der neuste Arbeitslosenreport ist auf der Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege in NRW eingestellt (https://www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de/initiativen/arbeitslosenreport-nrw/arbeitslosenreport-nrw-uebersicht).
080-2021 (mf) 7. September 2021