Kinder, Jugendliche und Familien im Blick (von rechts): Der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld, Christian Germing, die Bürgermeisterin der Stadt Kamen, Elke Kappen, und die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Josefine Paul diskutierten in Münster.Foto: Juliane Büker / Caritas für das Bistum Münster
Münster (cpm). Themen mit hoher gesellschaftspolitischer Relevanz: Die Perspektiven für Kinder, Jugendliche und Familien sowie der Offenen Sozialen Dienste haben im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion der Caritas für das Bistum Münster gestanden. In der Reihe "Caritas am Ring" waren dazu die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Josefine Paul, die Bürgermeisterin der Stadt Kamen und Vizepräsidentin des Nordrhein-Westfälischen Städte- und Gemeindebundes, Elke Kappen, sowie der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld, Christian Germing, nach Münster gekommen. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Demokratie-Kampagne "Mensch NRW! Lebe Freiheit!" statt.
Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und der offenen sozialen Arbeit stehe die Gesellschaft vor entscheidenden Fragen, sagte Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz in seiner Begrüßung. Zentral dabei sei der Blick auf eine Versorgung trotz knapper werdender Gelder. "Als Caritas setzen wir uns dafür ein, dass Menschen - insbesondere jene in prekären Lebenslagen - eine verlässliche soziale Unterstützung erhalten. Diese darf nicht vom Geldbeutel abhängen!"
"Wir müssen uns in Deutschland grundlegend fragen, was uns Bildung und soziale Infrastruktur wert ist", sah auch Ministerin Paul die Notwendigkeit der finanziellen Planungssicherheit für Träger und Einrichtungen, um nachhaltige Hilfen gewährleisten zu können. Am Beispiel der Kindertagesstätten machte sie deutlich, wie wichtig die Arbeit der Erziehungs- und Bildungseinrichtungen für die Gesellschaft ist. "Wir wissen alle, welch hohe Bedeutung die frühkindliche Bildung für die gesamte Bildungsbiografie und die Lebenslaufperspektive von jungen Menschen hat."
Kappen berichtete, dass viele Kitas in NRW diesem Anspruch etwa aufgrund von Personalmangel bei weitem nicht mehr gerecht werden könnten. "Ihre Rahmenbedingungen sind mittlerweile so schlecht, dass es schwierig wird, Menschen für diesen Beruf zu gewinnen." Dabei gehe es nicht um den Wunsch einer besseren personellen und finanziellen Ausstattung, sondern schlichtweg um Notwendigkeiten, um die gesellschaftlichen Anforderungen erfüllen zu können. "Es ist eine Bildungsoffensive von Land und Bund notwendig, um für den Beruf der Erzieherin Rahmenbedingungen zu schaffen, die ihn wieder attraktiv machen."
Für Christian Germing lässt sich die Problematik auf viele weitere Bereiche übertragen, wo es mehr Möglichkeiten der Umschulung und des Quereinsteigens in der erzieherischen Ausbildung geben müsse. "Da sind die Hürden im Augenblick noch sehr hoch." Zudem seien die tariflich gebundenen Personalkosten oft nicht ausreichend finanziert. "Die Dynamisierung der Realkosten wird damit nicht gedeckt - das muss schnell in die Hand genommen werden." Die freien Träger seien nicht in der Lage, die Differenz immer auszugleichen.
Der Blick auf die Situation von Geflüchteten war ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion. Für Kinder in Landesunterkünften besteht etwa keine Schulpflicht, ein schulnahes Bildungsangebot kann auch aufgrund von Fachkräftemangel noch nicht flächendeckend umgesetzt werden. "Es funktioniert nicht überall so, wie es funktionieren müsste - daran arbeiten wir", sagte Paul. Von den Teilnehmenden an der Diskussion wurde ebenfalls die Streichung der Landesmittel kritisch angemerkt, die über die Kommunen bislang niedrigschwellig an kleine Initiativen in der Flüchtlingsarbeit und Selbstorganisationen von Migrantinnen und Migranten ausgeschüttet werden konnten.
Bei allen Problemen - Ministerin Paul war optimistisch, die Probleme künftig besser in den Griff zu bekommen. "Auch wenn die Herausforderungen groß sind und auch wenn es in den politischen Diskussionen im Moment nicht danach aussieht." Man müsse gemeinsam wegkommen von der "kurzen Zündschnur" und dem gegenseitigen Zuschieben von Verantwortung. "Wir kommen alle aus dem Bereich, in dem sich Menschen mit Menschen für Menschen einsetzen, und sind dafür prädestiniert, das trotz aller Kontroversen hinzubekommen - das ist unsere Verantwortung."
008-2025 (mib) 12. Februar 2025