Münster (cpm) Eine weiter steigende Nachfrage nach Schuldnerberatung als Folge der Inflation sieht die Caritas im Bistum Münster. "Das Überschuldungsrisiko steigt", sagt Ute Cappenberg vom Diözesancaritasverband zu Beginn der Aktionswoche Schuldnerberatung der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) am 12. Juni. "Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben wir tagtäglich in den zehn anerkannten Schuldnerberatungsstellen im Bistum Münster. Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung - Was können wir uns noch leisten? Überschuldungsrisiko Inflation - gibt die Stimmung ganz gut wieder", sagt Cappenberg. Es sei deutlich zu spüren, dass die meisten Waren, Energie, Mieten und andere Dinge teurer geworden seien. "Haushalte mit knappem Einkommen trifft es besonders hart", sagt die Caritas-Referentin. Nicht wenige Haushalte müssten bereits ein Drittel ihres Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. Umso schwieriger werde es dann, die gestiegenen Energiekosten und die deutlich teureren Lebenshaltungskosten zu stemmen.
"Als Caritas im Bistum Münster ist es uns ein Anliegen, in der Diskussion über Inflation und ihre Folgen die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die aufgrund ihrer Einkommenssituation besonders betroffen sind", sagt Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz. Daher unterstützt er die Forderungen der AG SBV angesichts des deutlich wachsenden Beratungsbedarfs als dringend notwendig. Denn die Zugänge zur Schuldnerberatung seien deutschlandweit sehr uneinheitlich. "Mancherorts können nur Ratsuchende, die Bürgergeld oder Sozialhilfe erhalten, ohne jegliche Einschränkung kostenfrei beraten werden", beklagt Hopfenzitz. Zudem müsse es einen zukunftsweisenden Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung geben.
Der Jurist fordert einen generellen Pfändungsschutz von existenzsichernden Leistungen. Solange es den nicht gebe, sei eine finanzielle Abwärtsspirale für viele Haushalte vorprogrammiert. Diese führe dann auch dazu, dass grundlegende Dinge wie Strom oder Gas nicht mehr bezahlt werden könnten, so dass es zu Energiesperren komme. "Mit allen Schuldnerberatungen der Verbände fordern wir: Keine Energiesperren für Verbraucherinnen und Verbraucher", sagt Hopfenzitz. Vielmehr müsse ein unbürokratischer Zugang zu Sozialleistungen gewährleistet werden.
Ute Cappenberg weist zudem darauf hin, dass für viele Klientinnen und Klienten der Schuldnerberatungen wegen der in Folge der Inflation steigenden Zinsen Kredite deutlich teurer würden: "Auch der ohnehin schon teure Dispokredit wird noch kostspieliger. Gerade Haushalte mit knappem Einkommen müssen diesen viel häufiger nutzen." Ebenso werde es für manche Familie, die sich mühevoll ein Eigenheim geleistet hat, ein böses Erwachen geben. "Die Anschlussfinanzierung wird sehr viel teurer werden und wenn der Immobilienmarkt einbricht, wird es unter Umständen gar keine geben", warnt Cappenberg.
Das Forderungspapier der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung 2023 steht online unter: www.aktionswoche-schuldnerberatung.de.
026-2023 (ck) 9. Juni 2023