Heinz-Josef KessmannCaritas Münster
Diözese Münster (cpm). Bei all der Kritik am Impfstart in den vergangenen Wochen droht für Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann das, was tatsächlich schon erreicht ist, ins Hintertreffen zu geraten. Zweifelsohne habe es an manchen Stellen geruckelt und gebe es weiterhin Verbesserungsbedarf bei der Organisation. "Doch darüber dürfen wir nicht vergessen, wie unerwartet schnell wir jetzt gleich mehrere Impfstoffe gegen das Coronavirus zur Verfügung haben", sagt Kessmann. Nicht nur das sei eine historische Leistung, auch eine Impfaktion in diesem Ausmaß habe es bislang nicht gegeben, wirbt er um Verständnis für die Anlaufprobleme.
Zweifellos gebe es genug Probleme: kurzfristig abgesagte Impftermine, keine Impfungen in den Tagespflegen oder fehlende Regelungen für neue Bewohner. Auch die Situation für die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern, insbesondere auf den Intensivstationen, sei nicht zufriedenstellend. Aber bei alldem dürfe nicht übersehen werden, wie erfolgreich die Impfungen für die Bewohner in den Altenheimen gelaufen seien. Der Aufwand in der Vorbereitung in den einzelnen Häusern und bei den Kassenärztlichen Vereinigungen sei enorm gewesen. Im Ergebnis seien die Aktionen im Zusammenspiel mit den örtlichen Ärztinnen und Ärzten sehr gut gelaufen. "Häufig ging es sogar viel schneller als erwartet und haben die Impfquoten unsere Erwartungen übertroffen." Insgesamt entlaste das die Altenheime deutlich. 53 Prozent hatten mit Infektionsfällen zu kämpfen, 20 Prozent einen zweiten Ausbruch, wie eine aktuelle Umfrage unter den 205 katholischen Altenheimen in der Diözese Münster ergeben hat.
Der münstersche Diözesancaritasdirektor plädiert für Geduld und zeigt sich zuversichtlich: "Vor wenigen Monaten war nicht einmal sicher, ob es möglicherweise noch Jahre dauert, um einen Impfstoff zu entwickeln, jetzt können wir darauf hoffen, dass bis zum Herbst der größte Teil der Bevölkerung immunisiert werden kann." Wenn es jetzt Lieferprobleme bei den Impfstoffen gebe, hänge das auch mit der Komplexität der Produktion zusammen, die sich nicht über Nacht steigern lasse.
Ebenso sei es mit der Organisation. "Wie in so vielen Aspekten seit Ausbruch der Pandemie betreten wir auch hier Neuland und lernen im Prozess", zeigt sich Kessmann zuversichtlich, dass auftretende Probleme wie derzeit zum Beispiel bei der Impfung der Gäste in den Tagespflegen gelöst werden, wenn sie erst einmal erkannt sind. Die Caritas befinde sich da in ständigem Austausch mit der Landesregierung und arbeite an der Justierung der Abläufe mit. Dabei sind sicherlich zur Zeit auch noch viele Fragen offen wie zum Beispiel die nach Veränderungen der Teststrategie, wenn zukünftig immer mehr Bewohner geimpft sind.
Es gebe durchaus Grund zu Optimismus. Weitere Impfstoffe seien auf dem Weg und neue Produktionslinien im Aufbau. "Dann werden sich sicherlich auch die Impfaktionen reibungsloser organisieren lassen und die Zahl der Impfungen deutlich steigen", sagt Kessmann.
012/2021 (hgw) 3. Februar 2021