Diözese Münster (cpm). Es mangelt nicht an Erfahrung und motiviert sind geflüchtete Frauen auch. Aber selbst wenn ihr Asylantrag anerkannt ist und sie arbeiten dürften, bleibt es für sie schwieriger als für Männer, gefördert zu werden, um eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Der Caritasverband für die Diözese Münster sieht hier Nachholbedarf bei der Arbeitsagentur, um Gleichberechtigung bei der Förderung durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zu erreichen. "Auf drei geförderte Männer kommt derzeit nur eine Frau", kritisiert Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. In den ländlichen Regionen der Diözese Münster ist das Verhältnis noch schlechter als im NRW-Durchschnitt. Auch der Anteil der Frauen ohne anerkannten Schulabschluss und Berufsausbildung ist höher.
Geflüchteten Frauen pauschal fehlende Bildung und mangelnde Kompetenzen zu unterstellen, sei falsch. "Wir wissen aus unserer Praxis, dass viele von ihnen durchaus Berufserfahrung mitbringen", sagt Kessmann. Nur passten die erworbenen Bildungsabschlüsse häufig nicht in das deutsche System. Diese Kompetenzen müssten sorgfältiger erfasst und durch Förderung zielgerichtet weiterentwickelt werden.
Hoffnung gibt, dass Frauen in fast allen Arbeitsamtsbezirken der Diözese Münster im vergangenen Jahr zwar noch weniger als im Landesdurchschnitt an Fördermaßnahmen teilnahmen, aber ihr Anteil weit überdurchschnittlich gestiegen ist. Stellten sie beispielsweise in Kleve nur 19 Prozent der Teilnehmenden, so stieg der Anteil der Frauen aber um 50 Prozent, während es im Landesschnitt nur 17 Prozent mehr waren. Coesfeld verzeichnete sogar eine Steigerung um 84 Prozent - bei allerdings geringen absoluten Zahlen. Negativ hingegen war die Bilanz in Münster (- 15,1 Prozent) und Warendorf (-8,7 Prozent).
Besonders hoch ist der Anteil der geflüchteten Frauen ohne anerkannten Schulabschluss in den Arbeitsamtsbezirken der Diözese Münster. Mit Ausnahme von Recklinghausen und Wesel lagen sie im Dezember 2019 in der Regel deutlich über dem Landeswert von 44,2 Prozent, beim Spitzenreiter Coesfeld bei 85 Prozent.
Die Zahlen machen für Heinz-Josef Kessmann den hohen Förderbedarf deutlich. Dabei könne es nicht nur um fachspezifische Angebote gehen. Da sich die Frauen mehr als im deutschen Durchschnitt um Kinder kümmerten, müssten die Förderangebote mit Kinderbetreuung verknüpft und in Teilzeit möglich sein. Die geflüchteten Frauen zu fördern sei eine Investition in die Integrationszukunft: "Kinder lernen von ihren Eltern - gerade was Rollenbilder angeht", erklärt Kessmann.
058-2020 (hgw) 18. Juni 2020